"Wer regiert, Vonovia oder der Senat?"

WK Stadtteilkurier 09.03.2017 Autor: Matthias Holthaus
"Wer regiert, Vonovia oder der Senat?"
Angehöriger des Aktionsbündnisses Menschenrecht auf Wohnen kritisiert Abriss von Wohnungen.

Bahnhofsvorstadt. „Die Mietpreisentwicklung muss immer unser Thema sein“, sagte Joachim Barloschky auf dem Treffen des „Aktionsbündnisses Menschenrecht auf Wohnen“ im Konsul-Hackfeld-Haus. Die Masse der Bremerinnen und Bremer leide darunter, dass die Mieten immer weiter steigen. „Von der Wohnungsnot sind einige brutal betroffen, aber Hunderttausende, die zur Miete wohnen, sind davon indirekt betroffen.“

Für das Aktionsbündnis sind die Bewohnerinnen und Bewohner der Schlichtwohnquartiere Reihersiedlung in Oslebshausen, Holsteiner Straße in Walle und Am Sacksdamm/Alte Landwehr in Sebaldsbrück diejenigen, die es brutal betrifft. Dort plant das Wohnungsunternehmen „Vonovia“, diese Quartiere abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen. Das Aktionsbündnis erklärt sich mit den Menschen, die dort wohnen, solidarisch und fordert einen adäquaten und vor allem bezahlbaren Wohnraum für die Bewohnerinnen und Bewohner.

Außerdem solle im Falle eines Abrisses eine Entschädigung der Eigenbaumaßnahmen erfolgen, da die Mieterinnen und Mieter ein hohes Maß an Eigenleistungen in die Wohnungen investiert hätten. Für einen Plenumsteilnehmer stand fest: „Sie setzen einfach sich über Beiratsbeschlüsse und Anwohnerinteressen hinweg. Wer regiert: Vonovia oder Senat?“ Ein anderer Mann wurde konkreter: „Was machen wir, wenn der Bagger kommt: Besetzen wir? Ketten wir uns an?“ Joachim Barloschky fasste zusammen: „Wir brauchen die Schlichtwohnungen, weil viele Menschen diese Wohnungen brauchen.“

Ein weiteres Thema auf der Versammlung war die Neuregelung der Mietobergrenzen: So ist es bei einem Single-Haushalt nun möglich, statt bisher 377 Euro fortan bis zu 455 Euro genehmigt zu bekommen – das wäre ein Anstieg von 20 Prozent. Für das Aktionsbündnis ist diese Anhebung überfällig: „Das ist eine positive Maßnahme, dass die Zuschläge den Radius nun erweitern“, sagte Joachim Barloschky. Auf Unverständnis traf jedoch der Umstand im Plenum, dass Familien mit drei Kindern nun statt 751 Euro nur noch 738 Euro und somit zwei Prozent weniger erhalten sollen. „Diese Familien wohnen häufig ohnehin schon in zu kleinen Wohnungen, weil sie sich größere Wohnungen nicht leisten können“, sagte eine Frau, „ich weiß nicht, wer sich das ausgedacht hat.“Die Planung des „Aktionssommers“ unter dem Motto „Gegen das Verdrängen – Wohnungen und Würde für Wohnungslose“ ist bereits weit fortgeschritten: Am Montag, 20. März, um 11 Uhr beginnt die Kampagne in der Kirche Unser Lieben Frauen mit einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Winterkirche, die in den Wintermonaten montags allen offensteht. Zusammen mit dem „Autonomen Architektur Atelier“ (AAA) und der „Zwischen-Zeit-Zentrale“ (ZZZ) soll es Leerstandsbesuche geben. Dann sollen die leer stehenden Gebäude gekennzeichnet werden und somit in die öffentliche Aufmerksamkeit gelangen.

Unter www.leerstandsmelder.de/bremen ist es bereits jetzt möglich, sich über leer stehende Immobilien zu informieren. Auch Rundgänge zu den Plätzen der Wohnungs- und Obdachlosen, soll es geben, um aufzuklären, zu sensibilisieren und um das „Verdrängen sichtbar zu machen“. In Planung ist für den 11. September, dem „Tag der Wohnungslosen“, auch eine symbolische Klagemauer.