Stellungnahme der AG Sucht gegen die Vertreibung Wohnungsloser
Wem gehört die Stadt?
Was in vielen Städten Alltag ist, hat sich auch in Bremen in den letzten Jahren deutlich verstärkt und mit dem Bau des City Gates seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht: Die Vertreibung von Menschen im Bahnhofsbereich, die sich dort länger aufhalten und nicht in „das gesellschaftliche Bild“ passen.
Dies betrifft in erster Linie Wohnungslose, die sich im Bahnhofsbereich aufhalten, Drogengebraucher/innen, aber auch Pfandflaschensammler/innen und viele andere.
Seit Sommer 2018 ist die Polizeipräsenz, gerade im Haltestellenbereich der BSAG, deutlich erhöht worden, es kam zu erhöhten „Verdachtskontrollen“, Menschen mussten sich, rein aus dem Verdacht heraus, sie könnten etwas Illegales getan haben oder planen, körperlich durchsuchen lassen und es wurden Platzverweise erteilt.
Das Ziel war aus unserer Sicht klar: Es ging um eine Auflösung der „Szene“ am Hauptbahnhof, die das Bild störte, das Bremen gerne von sich präsentieren würde.
Doch wohin sollen Menschen sich auflösen? Und wem gehört eigentlich die Stadt?
Mit dem Bau des „Unterstandes“ am Bahnhof hat aus unserer Sicht diese Entwicklung eine neue Dimension erreicht.Ein kleines umzäuntes Gelände neben der Brücke stellt nun den neuen Ort dar, an dem die, die im gesellschaftlichen Bild stören, sich aufhalten dürfen und sollen. Die Brücke bildet das Dach. Im Grunde an Ironie kaum zu überbieten…Der Bahnhof soll sauberer und sicherer werden und die, die vermeintlich dieses Vorhaben gefährden könnten, werden in ein umzäuntes Areal verwiesen, in dem sie nicht weiter auffallen und aus dem Blickfeld verschwunden sind.
Mit Menschenwürde, wie gerne angeführt, hat dies aus unserer Sicht nichts zu tun, Und Sozialarbeit macht sich hier zum Handlanger des Innenressorts, wenn sie dieser Entwicklung auch nur stillschweigend folgt.
Wir sprechen uns sehr deutlich gegen eine Verdrängung von Menschen aus dem öffentlichen Raum aus, egal wohin, egal wofür.
Die Stadt gehört allen und einer Verdrängung von Menschen, die vermeintlich nicht „dem gesellschaftlichen Bild“ entsprechen, treten wir entschieden entgegen!
Wohin diese Verdrängung erfolgt, ist für uns erstmal zweitrangig, eine Verdrängung bleibt eine Verdrängung, eine Einteilung derer, die sich unbeschadet im öffentlichen Raum aufhalten dürfen und derer, die dies nicht dürfen, bleibt ablehnungswürdig.
Einen derartigen Platz allerdings als „Toleranzraum/Szenetreff“ zu präsentieren, ist aus unserer Sicht an Hohn kaum zu überbieten!
Unterzeichnet vom „Arbeitskreis Sucht“, ein seit mehreren Jahren bestehender loser Zusammenschluss aus Vertretern des Suchthilfesystems in Bremen und Umgebung.