Auszüge aus dem Tenever - Abschiedswort von Barlo am 22.06.2011 im OTe-Saal

Liebe Nachbarinnen und Nachbarn, liebe Bewohner/innen, liebe Akteure der Stadtteilgruppe Tenever und liebe Kolleginnen und Kollegen des AK Tenever, liebe Freundinnen und Freunde, und selbstverständlich und herzlich auch lieber Bürgermeister Jens Böhrnsen und Vertreter/innen der Politik und Verwaltung und gesellschaftlicher Akteure, schön, dass ihr alle da seid und eine solch außerordentliche Stadtteilgruppensitzung und meinen Abschied mit mir begeht. Und ich spekuliere auch nicht, ob dieses schöne Fest und die warmen, liebenswürdigen Worte es mir nun leichter oder schwerer machen, am Ende des Monats in die passive Altersteilzeitphase und dann Rente zu wechseln.


Ich halte es mit Laotse: „Ist das Werk vollbracht, dann sich zurückziehen: Das ist des Himmels Sinn“
Dreißig Jahre habe ich nun in Tenever verbracht, 10 Jahre als Bewohner mit meiner Familie und 21 Jahre
als Quartiermanager.
Ich sage Danke!!!
Danke für gute Nachbarschaft, für internationales spannendes Zusammenleben, für gemeinsame Aktivitäten (und Kampf) für die Sanierung Tenevers und über 600 kleine und große WiN/Soziale Stadt-Projekte zur Verbesserung der Wohn- und Lebensbedingungen, für die Feste und die Kultur in unserem internationalen Dorf, für die täglichen Begegnungen, für die Solidarität in der Bewegung gegen soziale Ungerechtigkeit, die Spaltung der Gesellschaft und Städte in arm und reich, gegen Rassismus und für die Rechte der Flüchtlinge Und vorsichtshalber sage ich auch dem einen oder anderen leise Entschuldigung, da ich im Kampf für die Rechte und die Würde Tenevers, seiner Bewohner/innen und Einrichtungen mit meiner Kenntnis und Leidenschaft, mit basisdemokratischem Rückhalt und einfordernder Transparenz manchmal „in die Suppe gespuckt“ habe (die andern- „höheren“ Orts angerichtet wurde) bzw. Leute genervt oder auch mal mit spitzer Zunge verletzt habe.

Aber es hat sich für Tenever gelohnt:

Aus der städtebaulichen Sünde „Demonstrativbauvorhaben Tenever“ wurde das „Demokratievorhaben Tenever“ und mit der großen Sanierung das Modellprojekt dafür, dass ein von „sozial schwachen“ Wohnungseigentümern und Spekulanten runter gewirtschaftetes Quartier zu einem interessanten lebenswerten Ortsteil umgestaltet werden kann. Schaut Euch das neue Tenever / OTe an – und spürt die veränderte Atmosphäre! Danke allen, die dazu beigetragen haben; den Bewohner/innen, der Stadtteilgruppe und dem Arbeitskreis Tenever, die dafür gekämpft haben (mit Aktionen auf dem Marktplatz, Briefen, Gesprächsrunden, Leserbriefen, Seminaren, Überzeugungsarbeit, Einladungen der verantwortlichen Politiker etc.etc.).
Dank der Stadt Bremen und den Bürgermeistern Scherf und Böhrnsen, den SenatorInnen und Abgeordnetensowie der (nicht immer einfachen) Verwaltung, die sich den Argumenten und dem Druck gebeugt habenund viel Geld dafür zur Verfügung gestellt haben. Und die nicht so dumm waren wie viele Länder und Kommunen, die ihre in öffentlicher Hand befindlichen Wohnungsgesellschaften verscherbelt haben. Tenever war jedenfalls immer aktiv mit Unterschriftensammlungen, Volksbegehren sowie Aktionen daran beteiligt, dass die Gewoba städtisch bleibt (aber ist es notwendig, dass „Ackermann-ähnliche Dividenden“ erwirtschaftet werden müssen?). Gut, dass es die Gewoba (und ihre Schumanns) gibt.

Schließlich hat es sich gelohnt, weil ich so aktiv (und manchmal an der Spitze) das basisdemokratische
Prinzip der Stadtteilgruppe und der vielfältigen Bewohnerbeteiligung mit entwickeln / prägen und leben konnte, das uns nicht nur in Deutschland und Europa sondern bis nach Japan, China und Südafrika bei Wissenschaftlern und Praktikern, Bewohnern und Politikern, Studenten und Quartiersmanagern berühmt gemacht hat.
Und es hat sich gelohnt, weil ich aktiv mitwirken konnte an dem beispielhaften Engagement und der Vernetzung des Arbeitskreises Tenever, des Arbeitskreises Kinder, der AG Jugend, der AG Beschäftigung und der AG Frauen (obwohl ich da natürlich nie teilgenommen habe).

Und ich sage abschließend und umfassend Danke dafür, dass ihr Bewohner/innen und das Leben in Tenever mich geprägt haben. So bin ich basisbezogen und lebensnah, widerständig und karriereresistent geblieben. Und so immer bereit zum Kampf um soziale Gerechtigkeit und gegen Rassismus und Nazis.

Ich habe hier leider nicht die Zeit – und der wichtigste Tagesordnungspunkt der Stadtteilgruppensitzungen „Aktuelle Fragen und Probleme“ steht ja heute auch gar nicht auf der Tagesordnung - noch mal über gesellschaftliche und politische Fehlentwicklungen zu diskutieren und eine Wende zum Sozialen einzufordern.
Aber es gibt ja diese Broschüre, die Sie / ihr zum Abschluss erhaltet.

Ich möchte mich deshalb abschließend nur zu zwei in den letzten Wochen aufgeworfenen Fragen äußern:
1. Was wird mir fehlen, wenn ich nicht mehr in und für Tenever arbeite?
2. Und was mache ich eigentlich dann ab Juli?

Was mir fehlen wird sind die täglichen Gänge durch Tenever – und damit verbunden: alle fünf Meter freundlich grüßen und gegrüßt werden, alle zehn Meter stehenbleiben und schnacken, über das Leben und über Tenever, über die Sanierung und die Politik, über persönliche oder
gesellschaftliche Probleme (und auch Freuden)

Das Ohr, dem tausende Geschichten erzählt werden, die das Leben im Allgemeinen und das Leben in einer sozial ungerechten Gesellschaft im Besonderen schreibt.
Mitgefühl und manchmal Trost spenden können, das praktische Helfen, entweder gleich selbst direkt oder durch Weitervermitteln an kompetente Einrichtungen, das Mut machen und Anstiften zum aktiv werden, sich für seine Interessen, am besten gemeinsam mit anderen, einzusetzen, z.B. in der Gewerkschaft, alle 100 Meter eine soziale Einrichtung, Schule oder Initiative mit fabelhaften, engagierten KollegInnen, die sich in der Regel den Menschen in Tenever verpflichtet fühlen. Und sich im AK Tenever und weiteren Arbeitskreisen selbstorganisieren und sich einmischen mit Stellungsnahmen, Briefen, gegenseitiger Hilfe, Vernetzung und Aktionen (diesen Arbeitskreisen und den Bewohnern und auch dem Pastor und weiteren Persönlichkeiten habe ich es im Übrigen zu verdanken, dass ich 1990 gegen den Einstellungsstopp im öffentlichen Dienst eingestellt wurde und die Befristungen nach fünf Jahren aufgegeben wurden).

Es werden mir fehlen die Kinder Tenevers – so bunt, so hoffnungsvoll („Ja, ja, der Kindheit glückliche, unschuldige Spiele“ sagt der alte Gren in Astrid Lindgrens „Kalle Blomquist lebt gefährlich“), die von uns verlangen, dass wir ihnen die Grundlagen für eine glückliche Zukunft geben durch Liebe, Förderung und gesellschaftlich bessere Bedingungen.

Es werden mir fehlen die vielen Jugendlichen Tenevers, die so miteinander umgehen wie Schwestern und Brüder (meistens) – jüngst erst wieder eindrucks- und kulturvoll beim Fest der Kulturen an der Oberschule Koblenzer Straße bewiesen. Diesen Jugendlichen (und den engagierten Jugendarbeiter/innen) rufe ich immer wieder zu: „Die Jugend hat das Recht auf Rebellion – und Partys!“ Orientiert Euch an den spanischen und griechischen Jugendlichen, an der Jugend in den arabischen Ländern! Empört Euch! Kämpft für Eure Grundrechte auf Bildung und Ausbildung, Teilhabe an Kultur, für Soziale Gerechtigkeit und Frieden! Gegen Rassismus! Für Internationalismus und Solidarität! – (Und für Partys!)

Es werden mir fehlen die vielen Besuchergruppen in Tenever, mit denen ich Seminare und Quartiersrundgänge gemacht habe (Es dürften ca.300 Rundgänge/Seminare gewesen sein). Das hat nicht nur meinen pädagogischen Neigungen gut getan, sondern auch dem Abbau von Vorurteilen gegenüber Tenever und der
internationalen Bewohnerschaft. (Vielleicht kann ich ja ab und an im Rahmen meiner Lehraufträge und Referententätigkeit mir etwas davon erhalten.)

Es wird mir fehlen die Stadtteilgruppe Tenever, mit all ihren Akteuren und Charakteren! Also vor allem die BewohnerInnen. Sie zeichnet ihre Offenheit und Direktheit aus, in der Herzlichkeit und in der Problembenennung. Da wird Klartext geredet und nicht von hinten durch die Brust ins Auge gezielt. Ihr mischt euch ein und macht euch schlau. Ihr seid authentisch und fordert Authentizität ein. Das gilt auch für die Bewohner der Nachbarschaft Bultenweg/Lausanner Str. und den Hahnenkamp.

So wie den Mietern der Neuwieder Str. 1 und 3 wird auch mir die Gewoba fehlen. Die Gewoba ist immer in der Stadtteilgruppe dabei. Sie lässt sich kritisieren, trumpft aber mit ihrem Schumann, der eine direkte Sprache spricht, auch auf. Denn die Gewoba hat mit der Sanierung und der aktiven Unterstützung der Quartiersentwicklung ihre Klasse bewiesen. Und für großen Unterhaltungswert steht Ralf Schumann sowieso!
Auch die lokale Ökonomie, der Kiosk, die Apotheke, die Leute vom Dallas-Bistro und die Ärzte und die Friseusen werden mir nicht nur als Akteure der Stadtteilgruppe fehlen.

Und dann sind da noch die (Beirats)Politiker und die VertreterInnen der Schulen und Einrichtungen in der Stadtteilgruppe. Und die öffentliche Verwaltung, wie sie z.B. von den Kontaktpolizisten, vom Umweltbetrieb/Stadtgrün, vom Sozialzentrum Hemelingen/Osterholz oder speziell dem Ortsamtsleiter Schlüter, der selber ein Bündel von Engagement und Umtriebigkeit ist, und früher Volker Schweser vom Bauressort verkörpert wird.

Sie alle zusammen haben Großes bewirkt. Die Stadtteilgruppe hat erfolgreich um die Sanierung gekämpft. Und sie hat unzählige Projekte initiiert und im Konsens beschlossen (oder auch mal ein Veto eingelegt). Unvergessen der Kampf um den Erhalt des heutigen OTe-Bades (Badewannenaktion), der Stadtteilbibliothek und der Kita Andernacher Straße (heute Kita Kinderhafen). Und erinnert euch an die nachbarschaftliche Solidaritätsbewegung gegen die Abschiebung der Familie Genc. Oder die Errichtung der Internationalen Gärten, der Halle für Bewegung und des Kinderbauernhofes. Ein neues Jugendcafé und neues Spielhaus. Oder auch der „Kampf“ um einen Briefkasten oder das Engagement gegen Nazis. Die Bewohneraktivitäten für einen Umsonstladen und das Cafe Abseits (Edga). Und aus einer Spontanidee und Leidenschaft von Eduard Schütz ist der Kraftsportraum SiT entstanden (heutzutage mit Frauentag). Ganz zu schweigen von den unzähligen Projekten wie das e@stside, P2, Cafe Gabriely, Frauengesundheitstreff mit Fahrradkursen und Frauenbadetag, Mütterzentrum und Arbeitslosenzentrum, Mosaik-Treff und Crew, Recyclingbörse und Quartiers-Service, ULEUmweltlernwerkstatt und Aktionen Tenever Picobello; Sinnesgarten beim Haus Pfälzer Weg und viele weitere verbesserte Spielflächen, Quartier nicht nur mit seinen Kinderkulturprojekten (und jetzt wird auch bald das Stadtteilatelier eingeweiht). Und und und – Fragt mich mal irgendwann nach Anekdoten, ich kenne alle 600 kleine, kleinste und große Projekte. Und demnächst kommt noch die Straßenbahn. Und die zusätzliche Halle des OT sowie der Boxraum, für den ich mich fast verkämpft hatte. Und die Kita Regenbogenhaus braucht ihren Anbau – denn die Kinder und Eltern brauchen dringend Plätze für 1-3jährige!

Schließlich steht noch aus die Lösung für die Neuwieder Str. 1 und 3 (Einbeziehung in den Sanierungsprozess). Ich bin heilfroh, dass, solange die Eigentümer nichts machen und die Gewoba nicht zum Zuge kommt, obwohl beschlossen, wir die betroffenen Mieter zumindest nicht im Regen stehen lassen, sondern mit dem Projekt „Hochhaus-Sozialarbeit“ und guter Kooperation mit dem Jobcenter sowie dem Sozialzentrum Unterstützung anbieten.

Und was wird aus den durch Abriss gewonnenen Freiflächen? Hinter dem Abenteuer-Spielplatz Pfälzer Weg ist ein schöner Platz für ein Modellprojekt „Große Wohnungen für kinderreiche Familien“ (da kann dann auch ein Bäcker etc. rein). Gewoba übernehmen sie! Denn wir brauchen angesichts zunehmenden Mangels an bezahlbaren Wohnungen im Bremer Osten überhaupt mehr Wohnungen, und für Singles kleine!
Wer diese Privatisierung öffentlichen Eigentums (Enteignung des Volkes) betrieben, das Wirken von Hedge-Fonds gesetzlich erst ermöglicht hat und mit Steuererleichterungen für die Reichen und´Kapitalgesellschaften die Spaltung der Gesellschaft in arm und reich verschärft hat – der ist kein Freund Tenevers und aller Arbeitenden und Arbeitslosen bzw. Prekarisierten.

Es ist die Projektgruppe Tenever als Geschäftsführung der Stadtteilgruppe, die diese Aktivitäten koordiniert, zum Teil initiiert hat und die 176 Sitzungen vor- und nachbereitet und die Beschlüsse umgesetzt hat. Dafür danke ich meinen früheren Kolleginnen und Kollegen; Renate Lürssen und meinem viel zu früh verstorbenen Freund Pekka Tanner, Josie Weth und Björke Richters. Sowie meinen Freunden Maren Schreier, Sophie Schleinitz und Jörn Hermening, die alle nach ihrem Jahrespraktikum zeitweise weiter in der Projektgruppe gearbeitet haben.

Ein Spezial-Dank an Hella Poppe. Nicht nur, dass sie mit mir 16 Jahre die Geschicke von Projektgruppe
und Stadtteilgruppe geleitet und verantwortet hat, sondern auch weil sie es sicher am schwersten hatte. Denn eigentlich ist das Arbeiten mit mir angenehm, da passiert was, da ist Action und Leben, es kommt was bei raus. Aber das waren schon Gegensätze, die wir verkörperten: Hella ordentlich bis zur Akkuratesse, gründlich also langsamer, klarer Blick für Ästhetik und Vorschriften, ich dagegen zehn Aufgaben auf einmal, Hektik und manchmal Chaos verbreitend, keine optimale Aktenführung, dafür selten im Büro sondern draußen auf der Straße bei den Bewohnern und Einrichtungen. Aber wir haben es geschafft, liebe Hella, diese Gegensätze als produktiv und wohl als notwendig zu akzeptieren, zumal wir grundlegende Erfolge hatten und eine große Gemeinsamkeit in unseren Bezügen zur Arbeiterbewegung und zum Genuss von Kunst und Kultur.

Und jetzt ein Dank an Barbara Matuschewski. Sie arbeitete Dank guter Kooperation mit dem Mütterzentrum
und dem Frauengesundheitstreff in der Projektgruppe als Pressereferentin. Und sie pflegte die Homepage www.bremen-tenever.de und war mit großer Emotion dabei. Und als sie in Rente ging – machte sie einfach weiter; ehrenamtlich 30 Stunden in der Woche. Großartig. Und da Du die Erfinderin des WiNProjektes „Kul-Tour“ bist und ja auch noch weiterhin Menschen aus Tenever ermöglichst, dass sie wichtige Bremer Kulturereignisse und Orte kostengünstig und inhaltlich gut vor- und nachbereitet erleben können, möchten wir uns bei Dir heute besonders bedanken. Wir schenken Dir eine „Kul-Tour“ mit uns: Wir laden Dich ein in eine schräge Galerie oder ins Theater oder die Oper oder ins Punk-Konzert, mit Vor- und Nachbereitung.

Noch ein Wort zu den PraktikantInnen und Azubis. Ich habe in den 21 Jahren Quartiermanagement ca. 30
Studenten- und Schüler- Praktikanten betreut. Das war eine Hilfe für die Projektgruppe, aber sicherlich auch für Eure weitere berufliche und wissenschaftliche Entwicklung. In den letzten Jahren kamen noch sechs
Auszubildende zum (zur) Bürokommunikationskaufmann/ frau dazu. Das war mir sehr angenehm; ihr habt vielleicht nicht viel Ordnung bei mir gelernt (ich eher von Euch), aber ich bin mir sicher, dass ihr fürs Leben gelernt und Eure soziale und interkulturelle Kompetenz entwickelt habt.

Und dann sind da noch die 17 AnerkennungspraktikantInnen. Nach dem Studium der Sozialen Arbeit habt ihr Euer Jahrespraktikum bei mir absolviert - und seid alle „Staatlich anerkannte Sozialarbeiter/innen“ geworden – und nun voll und mit Kraft im Leben stehend. Dank an Euch, denn ihr habt mich gefordert, unterstützt, gefragt, hinterfragt, manchmal mit Mut sogar gegengehalten und mit eurer Sozialarbeit die erfolgreiche Quartiersentwicklung Tenevers mitgeprägt. Ich habe mich von Euch – toll, dass ihr da alle dabei wart – bereits im April verabschiedet mit einer kleinen Feier, die ihr gekrönt habt mit dem Song von Rio Reiser „Der Traum ist aus!“ Heute möchte ich stellvertretend vier von euch noch mal besonders erwähnen:
Maren Schreier, meine Freundin und Wissenschaftlerin, mit der ich auch weiterhin an der Hochschule Bremen und im Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit direkt zusammenarbeite. Münevver Agildere, die als Muslima (mit Kopftuch) damals nirgendwo einen Praktikumsplatz erhalten hat, aber natürlich einen bei mir. Genauso wie Murat Kurnaz, dem unter aktiver Mitwirkung der Bundes- und Landesregierung fünf Jahre seiner Jugend auf Guantanamo geraubt wurden und der in Kooperation mit dem Mütterzentrum bei der Projektgruppe Tenever für ein halbes Jahr beschäftigt war, damit er wieder ins Arbeitsleben und die Krankenversicherung einsteigen konnte. Er ist heute mit Frau und Kind normaler integraler Bestandteil Bremens. Die Bild-Zeitung und erst recht die vielen, in der Regel Anonymen, die uns damals beschimpft und verleumdet haben, sollten sich schämen!
Ich möchte hervorheben, dass sich die Selbstverpflichtung des Arbeitskreises Tenever (1993), sich für die Einstellung von Migranten im öffentlichen Bereich einzusetzen, nach langer Überzeugungsarbeit heute bremenweit und speziell im Amt für Soziale Dienste und bei Kita Bremen umgesetzt wird. Dass wir international sind wird immer selbstverständlicher. Ich bin stolz, dass ich mit Argumenten und Hinweisen dazu aktiv beigetragen habe. Und Cindi Tuncel ist ein weiterer Beleg dafür. Nicht nur, dass er als Teneveraner (so wie auch Titipo Mondonyo) erfolgreich sein Anerkennungsjahr gemacht hat – heute ist er Bürgerschaftschafts-Abgeordneter der Linken. Toll! Endlich mal ein Abgeordneter aus Tenever! Glückwunsch!
Und Jörn Hermening – er hat sein Anerkennungsjahr vor 10 Jahren bei der Projektgruppe Tenever erfolgreich absolviert, hat mich in einer Krankheitsphase mit vertreten, und ist seit vielen Jahren erfolgreicher Quartiermanager in Hemelingen – und wird wieder nach Tenever kommen! Er wird vom Amt für Soziale Dienste als Quartiermanager in Tenever mir jetzt folgen. Das ist wunderbar für Tenever! Freuen Sie sich – und sorgen Sie alle mit dafür, dass es auch für ihn wunderbar wird!

Was mir nicht fehlen wird:
Die Feste (der interkulturelle, religionsübergreifende Heiligabend mit Festessen von Jens Kölling und vielen freiwilligen Helfern, das Iftar-Essen und Zuckerfest, die wunderbaren Familienfeste des Arbeitskreises Tenever, die großen von allen Senioreneinrichtungen getragenen Seniorentreffen (aus basisdemokratischen Gründen hatte ich sie ins Leben gerufen – vielleicht gibt es in diesem Jahr das 21.). – Diese und weitere Feste werden mir nicht „fehlen“, denn da werde ich gerne weiter dran teilnehmen; ggf. mit Gedichten und Schachspielen.

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen – denn ihnen bleibe ich als Konzertgänger und Unterstützer der kulturellen Höhepunkte Tenevers mit den Aufführungen von Kammerphilharmonie, Stadtteil und der Gesamtschule Ost (der GSO bin ich ohnehin zutiefst zugeneigt, da dort meine Kinder alle zur Schule gingen und mein Vater sie mit gegründet hat) verbunden, genauso wie mit dem eben gehörten Cellisten Stephan Schrader und Albert Schmitt.

Werbeträger und Interessensvertreter für Bremen im Allgemeinen und die benachteiligten Quartiere im Besonderen zu sein. Denn das kann ich weiter machen – aus Überzeugung.

Schreibtischarbeit und übertriebenes Ressortund Verwaltungsdenken und manchmal auch Blockaden, die ich leider auch erleben musste.
Ich glaube, es würde manchen gut tun, wenn sie sich mal mit Empathie auf die Realitäten und die Menschen in den Vorstädten einlassen würden.
Also DANKE!! Danke Tenever!